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Umbenennung Hermann-Stehr-Weg (10.03.2022)

Sharepic - Hermann-Stehr-Weg

© Grüne Fraktion

Unsere GRÜNE JUGEND hat sich in den letzten Wochen intensiv mit bis heute sichtbaren Spuren des Nationalsozialismus in Ulm auseinandergesetzt und sich in diesem Zusammenhang auch mit den von uns beschlossenen Kriterien zur Be- und Umbenennung von Straßen beschäftigt.

Aufgefallen ist ihnen dabei der Hermann-Stehr-Weg.
Hermann Stehr war Lehrer und Dichter und unterstützte das NS-Regime von Beginn an. Er sah darin die Chance seine bis dato mäßig erfolgreiche Schriftstellerkarriere zu befördern. So rechtfertigte Stehr die Morde anlässlich der Röhm-Affäre, unterstützte die Übertragung der Befugnisse des Reichspräsidenten auf Hitler, beteiligte sich an den Bücherverbrennungen und legitimierte in politischen Stellungnahmen mehrfach die Handlungen der Nationalsozialisten. Das NS-Regime wiederum dankte ihm das durch finanzielle Förderungen und Auszeichnungen. Ab 1935 war er Reichskultursenator und dadurch Funktionsträger im nationalsozialistischen Regime.

Zu den Ulmer Kriterien, nach denen eine Würdigung in Form einer Straßenbenennung nicht angemessen ist, gehört u. A. die „politische Propagierung von NS-Gedankengut, Rassismus, rassischem Antisemitismus, völkischem Nationalismus und anderen menschenverachtenden Ideologien“. Dies trifft auf Hermann Stehr zu.

Viele Institutionen, wie beispielsweise die Stadt Frankfurt oder die Universität Breslau, haben ihre während der NS-Zeit verliehenen Ehrungen aus diesem Grund wieder zurückgezogen und auch Umbenennungen von Straßen, die nach Stehr benannt waren, sind bereits erfolgt.

Die GRÜNE JUGEND hat im Rahmen ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema auch Personen recherchiert, die einen Bezug zu Ulm haben und als würdige Namensgeber*innen für Straßen und Orte geeignet wären.

Ihre Empfehlung fällt auf Lina Einstein als Namensgeberin.

Lina Einstein ist 1875 in Ulm geboren und die Cousine von Albert Einstein. Auch sie war jüdischer Herkunft und verbrachte ihr Leben in der Region, wo sie in diversen Firmen arbeitete, z.B. als Filialleiterin bei der Firma J. Arnold Chemische Waschanstalt und Färberei oder später als Telefonistin in den Wielandwerken. Zunächst wurde sie 1940 zwangsweise im Altersheim Oberstotzingen untergebracht und am 22.08.1942 wurde sie dann zuerst nach Theresienstadt und von dort nach Treblinka deportiert und dort schließlich ermordet.

Wir bitten daher darum, die Umbenennung des Hermann-Stehr-Wegs in Lina-Einstein- Weg in der AG Straßennamen zu prüfen.