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Rede zum Schulentwicklunsgplan

von Dr. Richard Böker

Richard Böker

© Grüne Fraktion

Zu allererst möchte ich herzlichen Dank für den Bericht aussprechen, der sehr umfänglich und sehr informativ ist. Der Bericht wird uns als Nachschlagewerk sicher einige Zeit begleiten.

Bei der Schulentwicklung geht es neben den notwendigen baulichen Maßnahmen um viel mehr, nämlich um die Weiterentwicklung von Schule zu einem Ort, einer Institution, in der Kinder auch das Zusammenleben in der Gesellschaft lernen und begleitet werden. Die Schule muss sich den bildungspolitischen Zielen anpassen. All dies ist im Bericht mit den Zielen Teilhabe, Chancengleichheit, Vereinbarkeit zutreffend dargestellt.

Heute ist die Schule neben dem Ort der Wissensvermittlung, auch ein Ort für selbstbestimmtes Lernen oder auch Gruppenarbeit. Schule ist so die Vorbereitung auf lebenslanges Lernen.

Schule ist Lebensraum für die Kinder mit immer größerer Bedeutung. Immer größere Zeitspannen des Tages verbringen die Kinder in der Schule. Herausforderungen sind hier die Quantität und Qualität der Betreuung, des Personals, der Räume und der Verpflegung.

Schule muss auch die leider vorhandenen gesellschaftlichen Defizite auffangen. Die Bereiche Schulsozialarbeit, Erziehungshilfe, oder soziale Gruppenarbeit sind wesentlicher Bestandteil. Wir begrüßen, dass die Vernetzung mit den verschiedenen Einrichtungen (Jugendfarm, Jugendhäuser usw.) als Bestandteil der Schulentwicklung gesehen wird. Diese Einrichtungen müssen erhalten werden.

An verschiedenen Stellen im Bericht wird die stellenweise fehlende Unterstützung von Land und Bund beklagt. Ich teile diese Aussage. Zum einen werden gute Ideen in Vorschriften gegossen, die Umsetzung und Finanzierung wird dann aber delegiert.

Ich möchte dies an folgenden Beispielen darstellen. Man kennt die Schwierigkeiten, die Stellen der Schulleiter zu besetzen. Die inklusiv beschulten Kinder werden nur normal finanziert, auch wenn da inzwischen offensichtlich ein gewisser Zuschlag kommt. Die Trennung der Aufgaben und Finanzen bei der Betreuung, zwischen Landesaufgabe und kommunaler Zuständigkeit, ist merkwürdig und sollte harmonisiert werden. Ich möchte erfahren, ob in den Kinderhäusern nachgefragt wird, welche Erwartungen die Eltern an die Betreuung haben.

Bei der Mittagstischverpflegung ist man auf einem guten Weg. Es braucht halt alles viel länger, wenn die entsprechenden Räumlichkeiten nicht vorhanden sind.

Allerdings kann es einem bei der Zählung der Kreuzchen bei "nicht erfüllt und Handlungsbedarf" schummrig werden. Ich würde gerne wissen, welche Auswirkung dies z.B. auf die Investitionsliste hat.

Den Rechtsanspruch ab dem Jahre 2026 auf ganztägige Betreuung wird man leider nicht erfüllen können, wenn man sich die lange Liste der fehlenden Räume und den Sanierungsstau und -bedarf an den Schulen ansieht. Auch werden die Schließzeiten in den Ferien von max. vier Wochen im Jahr nicht erfüllt.

Im 19. Jahrhundert hat sich das dreigliedrige Schulsystem entwickelt. Es war ein Abbild der gesellschaftlichen Verhältnisse und hat diese verfestigt. Gymnasium für die herrschende Klasse, Realschule für die Handwerker und Volksschule für Arbeiter, Bauern und arme Menschen. Wilhelm von Humboldt hat sich das allerdings anders vorgestellt. Diese Dreigliedrigkeit ist lange so geblieben und wirkt teilweise auch immer noch. In der Gemeinschaftsschule soll diese Dreigliedrigkeit aufgelöst werden. Die Schülerinnen und Schüler werden zu selbstlernenden Schülerinnen und Schülern, der Lehrer zum Lernbegleiter. Alle Bildungsabschlüsse sollen möglich sein, ohne eine Trennung der Schüler.

Wir begrüßen, dass mit dem Bildungscampus Eselsberg ein innovatives Konzept umgesetzt wird. Hier wird das nötige Umdenken in den pädagogischen Ansätzen auch in der Raumplanung berücksichtigt.

Was in Ulm noch fehlt, ist die Hochschulreife an der Gemeinschaftsschule, dies gehört auch zur Entwicklung.