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Citybahnhof Ulm

Neugestaltung Bahnhofsplatz

© ARGE Hummert Hullak Rannow

Der Hauptbahnhof Ulm ist ein Ort von höchster Zentralität und Bedeutung, nicht nur für die Stadt, sondern auch für die gesamte Region. Als zentrale Mobilitätsdrehscheibe und Verknüpfungsort für überregionale, regionale und lokale Verkehrsbeziehungen erfüllt er eine wichtige Aufgabe für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Stadt. Es ist davon auszugehen, dass mit der Eröffnung der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm die Bedeutung des Bahnhofes und damit auch die Fahrgastzahlen weiter zunehmen werden.

Die Stadt Ulm verfolgt im Bereich des Bahnhofsumfelds seit mehr als 15 Jahren mit dem sogenannten "Konzept Citybahnhof" das Ziel, an diesem verkehrs- und stadtentwicklungspolitisch bedeutsamen Ort ein zeitgemäßes Konzept umzusetzen, das im Hinblick auf Funktionalität, architektonische und städtebauliche Qualität zukunftsfähig ist. Entstehen soll ein Citybahnhof, der seine primäre Funktion als integrierte Verkehrsdrehscheibe für alle Verkehrsteilnehmer optimiert erfüllt, den vielfältigen Bedürfnissen von Reisenden hinsichtlich Dienstleistung und Versorgung gerecht wird, den schienengebundenen Verkehr attraktiver macht und nicht zuletzt auch eine angemessene Visitenkarte für die Gesamtstadt darstellt.

Bausteinkonzept Citybahnhof

Ulm baut um und zwar nach Plan, genauer gesagt nach einem Masterplan. Da sich die Bauprojekte alle im Umfeld des Bahnhofs befinden, trägt der Masterplan auch den Titel "citybahnhof ulm". Dahinter verbirgt sich ein umfangreiches Entwicklungskonzept für das gesamte Bahnhofsareal, mit dem mehrere Ziele gleichzeitig verwirklicht werden können: Ein umfassendes Mobilitätsgefüge durch die optimale Verbindung von öffentlichem örtlichem und regionalem Nahverkehr und Fernverkehr in Kombination mit dem Individualverkehr, den Fahrradfahrern und den Fußgängern und zudem die Gewinnung möglichst vieler neuer Flächen für Wohnen und Arbeiten in der Stadt.

Das Konzept Citybahnhof besteht aus vielen Einzelbausteinen, die alle das Ziel eint, den Bahnhof und sein Umfeld entsprechend seiner Bedeutung als zentraler Verkehrsknotenpunkt der Region neu zu konzipieren und Zug um Zug umzubauen. Herzstück der Konzeption ist insbesondere die Schaffung einer barrierefreien, durchgehenden Fußgängerverbindung von der Weststadt zu den Sedelhöfen und damit einer durchgängigen Anbindung der Gleise an die angrenzenden Stadtbereiche. Hierzu ist ein Durchstich von der Schillerstraße zur Passage unter den Gleisen erforderlich. Aber auch der Neubau des Empfangsgebäudes sowie der Ausbau des Bahnhofs zu einer modernen Mobilitätsdrehscheibe mit einer verbesserten Zugänglichkeit im ÖPNV, neuen Abstellanlagen für den Individualverkehr und für Fahrradfahrer sind Teil des Konzepts. 

Bahnhofsplatz

© ARGE Hummert Hullak Rannow

Der Bahnhofplatz wird in den kommenden beiden Jahren neu gestaltet. Und zwar so, dass er seiner Bedeutung als Entree zur Innenstadt gerecht wird und dabei seine Aufgabe sowohl als Transferbereich als auch als Aufenthaltsort erfüllen kann.

Anstelle des bisherigen, an der Verkehrstrasse ausgerichteten Durchgangsraums mit der Anmutung einer überbreiten Straße soll ein repräsentativer Stadtraum als Bindeglied zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt entstehen. Die zentrale Herausforderung bei der Umgestaltung und Neuorganisation ist es, den Bahnhofplatz unter Berücksichtigung aller funktionalen und verkehrlichen Erfordernisse in seiner Bedeutung als öffentlicher Stadtraum zu stärken. Grundsätzlich soll die Platzgestaltung größtmögliche Bewegungsfreiheit gewährleisten, das heißt die vielfältigen Wegebeziehungen am Bahnhofplatz sicherstellen und die räumliche Orientierung befördern.

Der Individualverkehr wird auf insgesamt drei Fahrspuren über den Bahnhofplatz geführt. Die ÖPNV-Trasse mit der künftig wesentlich großzügigeren Haltestelle befindet sich in Mittellage zwischen den Fahrspuren. Barrierefreie und signalisierte Fußgängerübergänge über die Verkehrstrassen befinden sich jeweils am Ende der Bahnsteige. Zu beiden Seiten der Verkehrstrasse befinden sich von der MIV-Trasse durch Borde abgegrenzte Fahrradwege. Das Platzniveau wird an seiner Westseite angehoben, so dass künftig auch auf die Treppenanlage vor dem Bahnhofsportal verzichtet und die Empfangshalle barrierefrei betreten werden kann. Der Platz erhält zwischen den raumdefinierenden Platzkanten eine homogene, dieVerkehrstrassen übergreifende Oberflächengestaltung. Dabei werden einheitliche Materialien für Platzfläche, Verkehrstrassen und Bahnsteige angestrebt. Geplant ist eine Oberfläche aus veredeltem Gussasphalt.

Zentrales Bauwerk auf dem Platz ist die Überdachung vor dem Portal des Hauptbahnhofs. Dieses dient zunächst dem Witterungsschutz für Passanten zwischen Empfangshalle und Bahnhofsunterführung. Darüber hinaus fokussiert das Dach stadträumlich auf das zentrale Gebäude am Platz, schafft einen geschützten Ort, der Ankommenden Gelegenheit zur Orientierung und Abreisenden quasi ein Foyer vor dem Bahnhofsgebäude bietet. Die großzügige Überdachung lagert auf vier vom Bahnhofsgebäude unabhängigen Stützen. Auf den Stützen ruht außermittig jeweils ein quadratischer, über die Diagonalen gefalteter Schirm mit metallischer Oberfläche und innenliegendem, unsichtbarem Dachtragwerk. Die vier Schirme bilden in der Gesamtschau eine an Ober- und Unterseite dreidimensional bewegte Dachfläche mit schmalen Dachrändern und innenliegender Entwässerung. Auch auf den Bahnsteigen der ÖPNV-Haltestelle im gleichen Duktus großzügige Überdachungen eingerichtet.

Große Einzelbäume stehen in freier Anordnung in offenen Baumquartieren und zonieren den Raum beidseits der Überdachung vor dem Bahnhofsportal. Zudem hat sich mit der
Entscheidung, die Friedrich-Ebert-Straße in Fahrtrichtung Nord auf eine Fahrspur zu reduzieren, die Chance ergeben, auch entlang der östlichen Platzkante Bäume zu pflanzen. Neben den Bäumen schaffen  Sitzgelegenheiten, ein Wasserspiel mit Bodensprudlern und ein Trinkwasserbrunnen für Aufenthaltsqualität.

Beleuchtet wird der Platz über in freier Anordnung verteilten Mastleuchten, die entweder einzeln oder in Gruppen aus zwei oder drei Leuchten stehen. Durch die Anordnung ergibt sich ein ausdifferenziertes Lichtbild, in dem sich hellere und weniger stark ausgeleuchtete Bereiche abwechseln – selbstverständlich unter Beachtung einer angemessenen Basislichtstärke im gesamten Platzbereich. Dieser Ansatz unterstützt die dem Gesamtentwurf des Bahnhofplatzes zugrunde liegende Idee eines homogenen Platzraums mit frei eingestellten Elementen. Diese punktuellen Lichtquellen werden kontrastiert durch die diffusen Lichträume unter dem Dach vor dem Bahnhofsportal bzw. unter den Haltestellendächern.

Bahnhofsuhr

Schon seit Jahren versucht die Stadt Ulm den Umsetzungsprozess anzustoßen um die Neuerrichtung eines attraktiven Empfangsgebäudes für den Hauptbahnhof Ulm und die Erneuerung der Personenunterführung mit einer Durchbindung in Richtung Schillerstraße und in Richtung Innenstadt zu erwirken.Trotz beständiger, langjähriger und partnerschaftlicher Verhandlungen mit der Bahn im Projekt Citybahnhof ist eine Umsetzung der Bausteine, die auf Seiten der Bahninfrastruktur zur Realisierung des Konzepts Citybahnhofs geleistet werden müssten, derzeit nicht in Sicht. Weder der Neubau des Empfangsgebäudes noch eine Anbindung an die städtische Passage sind seitens der Bahn für die nächsten Jahre vorgesehen. Das Citybahnhofkonzept lässt sich jedoch ohne diese Schlüsselbausteine nicht weiter in die Realität umsetzen.

Fahrradstellplatz

Sowohl für den motorisierten Individualverkehr, als auch für Fahrradfahrer wird das Angebot an Abstellmöglichkeiten im unmittelbaren Bahnhofsumfeld deutlich vergrößert.

Für den motorisierten Individualverkehr steht seit Neuem die Sedelhofgarage mit etwa 700 Stellplätzen zur Verfügung, die im Sommer 2020 eröffnet wurde. 2021 folgt das "Parkhaus am Bahnhof" mit rund 500 Stellplätzen und mittelfristig soll südlich des Stegs an der Schillerstraße ein Parkhaus der DBBahnPark mit rund 400 Stellplätzen entstehen.

Der Bedarf an Fahrradstellplätzen im Bahnhofsumfeld ist groß. Im Zuge der Neugestaltung des Bahnhofplatzes wird eine dezentrale Verteilung der erforderlichen Fahrradstellplätze auf drei Standorte im unmittelbaren Bahnhofsumfeld angestrebt. Die Anlagen sind künftig im Zu- und Ablauf des Radfahrerstroms platziert, um die Wege möglichst kurz zu halten. Die Standorte werden einerseits auf die Radverkehrsachsen aus den verschiedenen Stadtteilen zum Bahnhof, andererseits auf die Zugänge zum Bahnhofsgebäude bzw. zu den Bahnsteigen ausgerichtet. Im Einzelnen handelt es sich um eine Fahrradabstellanlage im Parkhaus der DB BahnPark an der Schillerstraße, ein Angebot an Abstellanlagen zwischen dem Bahnhofplatz und dem ZOB sowie um Fahrradstellplätze im nördlichen Bereich des Bahnhofplatzes.

Bahnhofssteg

Die Stadt Ulm arbeitet kontinuierlich durch verschiedene Projekte an der Umsetzung des Konzepts Citybahnhof. Um dem Ziel näher zu kommen, hat die Stadt in den letzten Jahren sukzessiv Baustein um Baustein in städtischer Verantwortung realisiert oder in die Entwicklung gebracht. Die Kleine Blau wurde bereits umgeleitet und steht damit einer Verlängerung Passage unter den Bahngleisen zur Schillerstraße nicht mehr im Wege. Der Bahnhofssteg wurde trotz der relevanten Bedeutung für die Bahnkund*innen in eigener finanzieller Verantwortung durch die Stadt Ulm erneuert und bildet mit den inzwischen erfolgten Anbindungen an die Bahngleise eine wichtige städtebauliche Verbindung.

Im Juli dieses Jahres wurden Teile der Sedelhöfe und die städtische Passage unter der Friedrich-Ebert-Straße eröffnet. Das Parkhaus, der Zugang zur Haltestelle Bahnhof von der Passage aus und die Handelsflächen in der städtischen Passage folgen nächstes Jahr. In 2021 folgen der Hotelneubau Bahnhofplatz 7 und ab September die Inbetriebnahme der zentralen ÖPNV-Haltestelle Hauptbahnhof und das Parkhaus am Bahnhof. Anschließend wird bis Mitte 2022 der Bahnhofplatz fertig gestellt werden. Unabhängig von den privaten Investitionen in das Sedelhofprojekt mit rund 250 Mio € wird allein die Stadt Ulm eine Summe von über 100 Mio € in die Entwicklung und Aufwertung des Bahnhofes und seines Umfeldes investiert haben.