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Housing First (13.10.2025)

Portrait - Yelizaveta Strelkova

© Grüne Fraktion Ulm

Im Bericht zu den Entwicklungen im Hilfesystem der Wohnungsnotfallhilfe, der im vergangenen Jahr im Fachbereichsausschuss Bildung und Soziales vorgestellt wurde, wird „Housing First“ als zentraler Baustein der Ulmer Strategie benannt, um jeder Person eine menschenwürdige Wohnsituation zu ermöglichen. Aufgrund einer fehlenden Förderung und knappen finanziellen Mitteln wurde dieser Baustein in den letzten Jahren leider nicht weiterverfolgt.

Die dramatische Situation der letzten Monate mit steigenden Zahlen an Obdachlosigkeit, insbesondere unter jungen Menschen, erfordert schnelles Handeln. Das aktuelle Vorgehen, bei dem Menschen erst bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen – z. B. Abstinenz, geregelter Tagesablauf, Teilnahme an Programmen – um Wohnraum zu erhalten, zeigt sowohl hier in Ulm als auch in Studien geringe Effektivität. Laut einer Studie aus den vereinigten Staaten befinden sich nach zwei Jahren nur noch etwa 30% der Personen, die ein „Treatment first“ Programm durchlaufen, in einem stabilen Wohnumfeld.

Beim Konzept „Housing first“ dagegen, wo Wohnungslose zuerst eine Wohnung und anschließend die Möglichkeit zu Therapie- und Hilfsangeboten erhalten, verbleiben 80% bis über 90% der Menschen in stabilen Wohnsituationen, wie eine Studie aus den vereinigten Staaten sowie erfolgreich umgesetzte Housing-first-Projekte in Berlin zeigen. Auch in Staaten wie Finnland ist es durch Housing first gelungen, Obdachlosigkeit um etwa 70% zu reduzieren.

Im Rahmen stark steigender Sozialkosten der letzten Jahre, die unseren Kommunalhaushalt belasten, bitten wir daher die Stadtverwaltung zu prüfen, inwieweit das Konzept „Housing First“ mit seiner erwiesenen Effektivität Ressourcen spart, insbesondere im Hinblick auf die langfristige Perspektive kommunaler Ausgaben.

Wir sehen im Konzept „Housing First“ einen würdevolleren Umgang mit wohnungslosen Menschen, der nicht nur effektiv ist, sondern auch auf einer respektvollen und ressourcenorientierten Haltung basiert. Wir sind überzeugt, dass jeder Mensch Anspruch auf einen sicheren und stabilen Wohnraum hat – als grundlegende Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe und persönliche Stabilität.